Essen und Trinken
Nichts ist wichtiger als der Regen. Wenn er kommt, verändert die Erde urplötzlich ihr Gesicht…
Sorghum
Eintönig und doch so farbenprächtig
Rubbu, Sorghum, bietet den Arbore ihre tägliche Nahrung. Süß, gehaltvoll, ertragreich und wachstumstark sind die vier Hauptkategorien, in die die Arbore ihr Sorghum unterteilen. Es unterscheidet sich grundlegend in Farbe, Geschmack, Größe und somit in ihrer Verwendung. Emado ist weiß, süß und außerordentlich beliebt. Gababo, das dunkelrote Sorghum, schmeckt hingegen etwas bitter, wird aber wegen seines hohen Nährwerts und seiner großen Resistenz gegenüber Schädlingen vorrangig angebaut. Der Vorzug des etwas süßen losuro liegt im hohen Ernteertrag, wohingegen akado überdurchschnittlich schnell wächst. Zählt man alle Subvaritäten zusammen, kommt man auf weit über 100. Die Arbore sind bei all ihren Nachbarn als die Spezialisten für Sorghum bekannt.
Die Arbore ernten zweimal im Jahr, immer am Ende der Trockenperioden. Diese Zeit nennen sie ‚gar maar‘, ’nahe am Hunger‘. Kurz vor der Ernte sind die Vorräte beinahe aufgebraucht und es gibt Arbeit in Hülle und Fülle. Alle Hände werden auf den Feldern gebraucht, um die Ernte zu schützen. Von kleinen Plattformen aus müssen die einfallenden Vogelschwärme mit Pfiffen und Lehmklumpen verscheucht werden. Ansonsten gäbe es nichts zu ernten und zu essen.
Wasser
Wie Mann und Frau
Die beiden Regenzeiten heißen guh und hegai. Guh, der große Regen, dauert von März bis Mai. Ihm wird nachgesagt, er sei „wie ein Mann“, beständig, kraftvoll und zuverlässig. Der Woito füllt sich durch den Regen wieder mit schlammigen Wassermassen und überflutet die Felder. April ist der Monat des schwarzen Wassers – bice woatt. Hegai, die kleine Regenzeit, ist hingegen „wie eine Frau“, denn sie macht, was sie will. Manchmal übertrifft sie mit ihren Wassermengen guh, den starken Mann, manchmal gibt sie nur wenige Tropfen. Oder es ist irgend etwas dazwischen.
Die Trockenperioden zwischen guh und hegai haben nur einen einzigen Namen: maar – Hunger. Die Erde ist aufgesprungen, immer wieder bilden sich Sandteufel, die über die Ebene rasen. Das Gras ist verdorrt und die Hirten müssen mit ihren Rindern lange Strecken laufen, um noch etwas Grün zu finden. Der Fluss ist ausgetrocknet. Die Arbore schaben Löcher in die Erde. Erst knietief, dann 2, 3 oder 4 Meter, um an Wasser für sich und ihre Herden zu gelangen.
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Alltag und Rituale